Vollendet – Die Flucht von Neal Shusterman [Buchrezension]

“Ich weiß nicht, was bei der Umwandlung mit unserem Bewusstsein geschieht”, sagt Connor. “Ich weiß nicht einmal, wo das Bewusstsein anfängt. Aber eins weiß ich.” Er hält kurz inne, damit auch wirklich alle zuhören. “Wir haben ein Recht auf unser Leben!” S. 426

Inhaltsangabe

Connor, 16 Jahre alt und ständiger Unruhestifter, hat es längst geahnt, doch nun steht es fest: Er soll umgewandelt werden. Seine Eltern haben seinen Körper vollständig zur Organspende freigegeben. Und zwar nicht erst nach seinem Tod. Sondern sofort.
Risa ist in einem Waisenhaus aufgewachsen und darf nicht länger auf Kosten des Staates leben. Auch sie soll umgewandelt werden.
Als ihre Wege sich unerwartet treffen, müssen Connor und Risa sich blitzschnell entscheiden – Flucht oder Umwandlung? Können sie dem System entkommen, das Jagd auf Menschen wie sie macht?

Eigene Meinung

Wie bei jedem zweiten Buch, wurde es auch bei diesem endlich Zeit, das es ich es von meinem SuB befreie. Es hat viel zu lang gedauert, dabei war es so, so stark. Wieder mal ein typisches Neal Shusterman Buch…

Einige von euch wissen ja vielleicht, das Autor Neal Shusterman nicht viel braucht um mich zu überzeugen. Gerade erst das letzte Buch Game Changer  oder auch mit mein Jahreshighlight Dry hat mich absolut fasziniert. Auch in Vollendet – Die Flucht den ersten Band einer Quadrologie, wirft Neal Shusterman in dieser Dystopie mit allerlei Ethik Fragen um sich, ließ mich über das Thema Organspenden intensiver nachdenken und bescherte mir Gänsehaut. Die Kapitel sind wie, durchaus von dem Autor bekannt, aus den Erzähl-Sichten einzelner Charaktere geschrieben. Um der Geschichte mehr Tiefe zu verleihen, lese ich auch mal aus der Sicht von Nebencharakteren nur um mich tiefer in die Szenerie begeben zu können. Der Schreibstil ist flüssig, mit Gefühlen durchaus gespickt, aber ging es doch mehr um die Tiefe der Charaktere an sich anstatt zu- oder miteinander. Was sehr angenehm war, wie ich finde.

Zu aller erst wurde ich natürlich ins Bild gesetzt. Ich erfahre das es in dieser Dystopie, nachträglich absolut in Ordnung ist, seine Kinder nachträglich umzuwandeln. Das bedeutet eigentlich nichts weiter, als eine verspätete Abtreibung. Nur das beim Umwandeln alles weiter verwendet wird. Arme, Kopf, Ohren, Augen, selbst Hirnlappen. Alles wird Stück für Stück dem Wandler ab- oder entnommen, sofern die Eltern oder Erziehungsberechtigten, die Umwandlungspapiere unterschreiben. Es werden in dem Buch wichtige Fragen gestellt. Zum Beispiel ob du wirklich Tot bist, wenn doch jeder Teil von dir weiterverwendet wurde? (S. 211) und würde Gott wirklich Kinder als Zehntopfer auserwählen? Ich bin mit den Charakteren in ständiger Flucht und versuche immer wieder Beweggründe zu verstehen oder nachzuvollziehen. Die Geschichte nimmt Kapitel für Kapitel mehr Spannung an und gerade die letzten hundert Seiten habe ich weg gesuchtet.

Connor und Risa sind in dem Buch primär die Protagonisten. Allerdings bekommt auch Charakter Levi eigene Kapitel weswegen ich ihn auch als Protagonist dazu zählen würde. Die Charaktere wachsen charakteristisch ständig mit. Sie lernen sich selbst besser kennen und haben es damit um so einfacher für mich gemacht, sie als Charaktere besser kennen zu lernen. Gerade Charakter Levi hat sich enorm verändert während des Lesens und hat mir eine besondere Freude bereitet. Connor und Risa haben mich dafür mehr in ihre Gefühlswelt gelassen. Aus Risas Sicht, hätte ich vielleicht gerne noch etwas mehr erfahren, allerdings war Vollendet – Die Flucht auch nur der Auftakt der Reihe, weswegen ich vielleicht noch etwas mehr über die Charaktere erfahre, und auch wie es mit ihnen (hoffentlich) weiter geht.

Mein abschließendes Fazit

Als ich die ersten Kapitel gelesen hatte, wusste ich schon, das Autor Neal Shusterman wieder versuchen wird, durch seine verschiedenen Ansichten, mich ins grübeln zu bringen. Ich liebe die Art wie der Autor mich zum Nachdenken anregt. Und das verpackt mit realitätsnahen, dystopischen Welten und sehr interessanten Charakteren. Mit dem Auftakt von Vollendet – Die Flucht konnte er mich jetzt schon absolut catchen. Die Geschichte zu gleichermaßen erschreckend wie vorstellbar, was finde ich, ein gutes Zeichen für eine gute Dystopie ist. Ich mochte die Charaktere sehr, mochte vor allem auch dessen Entwicklungen und auch wenn ich teils Angst habe, weiter zu lesen, freue ich mich auf ein Wiedersehen mit Connor, Risa und hoffentlich noch ein paar anderen.

“Wo ihn seine Reise jetzt hinführt, ist völlig egal, denn im Herzen ist er schon angekommen. Genau wie die Aktentasche in der Erde ist er voll mit Schätzen, aber ohne jedes Licht, sodass nichts glitzert, nichts glänzt.” S. 245

Von mir bekommt "Vollendet - Die Flucht" von Neal Shusterman 

4/5 Sternen!