Endstation Tokio [Buchrezension]
Um seine Vergangenheit aus dem Weg zu gehen, beschließt Alex sein altes Leben über Board zu schmeißen und noch einmal neu Anzufangen. Es verschlägt ihn in die helle, bunte Stadt Tokio. Dort hat er nur seinen alten Studienkollege Hiro und seine große Liebe Naoko. In der Hoffnung, sich endlich niederlassen zu können und weit genug von seiner Vergangenheit in London geflohen zu sein, versucht er in Tokio ein neues Leben zu beginnen. Doch ist es nicht nur seine Vergangenheit die ihm zum Verhängnis wird. Denn nicht nur er trägt Ballast aus vergangen Tagen mit sich…
Der erste Satz
“Alex drehte sich auf dem Fensterplatz zur Seite, und sein Atem bildete Wölkchen auf der Scheibe.”
Start ins Ungewisse
Gleich zu Anfang, im Prolog, werden wir von James Buckler in Alex erstes Szenario geworfen und können erahnen das es nicht eine netter Reiseführer durch Tokio wird mit einer netten, süßen Liebesgeschichte. Alex unser Hauptprotagonist in “Endstation Tokio” lernen wir als geheimnisvollen, stillen und überlegten Menschen kennen. Sein Charakter war mir bereits zu Anfang sympathisch. Naoko, seine große Liebe aus dessen Sicht wir auch lesen können, ist für uns etwas offener. Auch wenn die Karten ihres Charakters schneller auf den Tisch gelegt werden, und damit ihre dunklen Geheimnisse gelüftet werden, ist sie trotzdem sehr interessant beschrieben.
“Die Vergangenheit ist ein gefährliches Thema. Manchmal ist es am besten, sie ruhen zu lassen.” S. 69
Was Du nicht weißt…
Kümmern wir uns aber um aller erst um Alex. Aus dem Klappentext können wir heraus lesen, das Alex versucht in Tokio seine Vergangenheit hinter sich zu lassen und neu Anzufangen. Behilflich dabei ist sein alter Studienfreund Hiro und dessen beste Freundin Naoko. Was oder wem genau Alex versucht aus London, seiner Heimat zu vergessen, erfahren wir Stück für Stück. Immer mal haben wir Rückblenden die wir aus Alex Sicht uns “ansehen” können und uns sein Leben vor Tokio näher bringen. Die Geheimniskrämerei zwischen Alex und Naoko ist ein großes (Streit)Thema in ihrer Beziehung. Vor allem als Alex Bruchstücke aus Naokos Vergangenheit heraus findet…
“Das Komische mit dem Leiden,” sagte sie, “ist, dass dir dann, wenn du denkst, du hast genug gelitten, plötzlich klar wird, dass es erst angefangen hat.” S.204
Unschuldig im Bau
In Tokio ist man vor allem um seinen Ruf bemüht. Ich habe mich bisher nicht mit der Kultur in Japan oder speziell in Tokio auseinander gesetzt, macht es mir aber doch den Eindruck das vor allem Frauen für diesen Ruf sich mehr bemühen müssen, als das Männliche Geschlecht. Wir lesen heraus das Naoko eine schwierige Vergangenheit hatte, bevor sie zu der Frau wurde, die sie heute ist. Wie wichtig der Status ist, wurde mir aber erst veranschaulicht als die Polizei vor ihrer Tür steht, Alex wenig später ebenfalls und die Polizisten diesen in Handschellen abführen. Ab diesen Punkt, fallen die Dominosteine und ein riesiges Gemälde wird Stück für Stück sichtbar…
Schreibstil
James Bucklers Schreibstil ist angenehm und mitreißend. Er ist genau im richtigen Maße Detailliert und kurbelt die eigene Vorstellungskraft enorm an. Japanische Begriffe wurden erklärt, genauso wie die Kultur mir näher gebracht wurde. Ebenfalls fand ich es interessant aus Naokos Sicht zu lesen und zu erfahren, was ihr in der Vergangenheit wieder fahren ist. Der Autor hält uns hier mit immer neu eintreffenden Fakten und Situation im Bann. Durchaus geht es auch sehr Brutal zu, was ich gar nicht zu Anfang erwartet hätte.
Einzig die “Auflösung” des Endes fand ich im Gegensatz zu dem Weg, den wir mit Alex und Naoko beschritten haben – zu wenig. Die Charaktere sind so interessant und intelligent, die Szenarien so lebhaft beschrieben, das dieses Ende für mich nicht wirklich ins Bild passt. Auch wenn es passend ist, hat es mir leider nicht zugesagt.
Empfehlung
Auf jeden Fall. Ich war Stellenweise so gefesselt, so verwundert und berühr. “Endstation Tokio” hielt mich wirklich auf Trab und löste auch mit dem spannenden Erzählungsstil Suchpotential aus!
Mein Fazit zu Endstation Tokio
Am Anfang des Buches, hatte ich den Gedanken das wir vielleicht Alex begleiten, der vielleicht einen Schicksalsschlag aus seiner Vergangenheit mit der Hilfe seiner großen Liebe aufarbeiten kann. Es war KOMPLETT anders als ich es erwartet habe, was mich sehr, sehr positiv überrascht hat. Der Erzählstil war gerade Wegs einnehmend und ich wollte das Buch auch nicht mehr aus der Hand legen. Ich habe Japan aus einer komplett anderen Sicht kennengelernt als ich es bisher aus den Medien kannte. Bestimmte Szenarien luden zum Träumen ein, während andere wahre Alpträume hoch beschwören konnten.
Das oben beschriebene Ende hat mich leider (vielleicht genau deswegen) sehr enttäuscht. James Buckler hatte im ganzen Buch ein Ass im Ärmel, ließ mich nicht wirklich Luft holen zwischen den Ereignissen und ließ mir dann aber die Luft raus am Ende. Dennoch würde ich wieder zu einem Buch von James Buckler greifen.
Inhalt
Der junge Londoner Alex Malloy flüchtet vor seiner Vergangenheit ins sechstausend Meilen entfernte Tokio. Es scheint der perfekte Ort zu sein, um ein neues Leben anzufangen und ein anderer Mensch zu werden. Die grellen Lichter und dunklen Ecken der fremden Stadt berauschen ihn, und das betörende Land schlägt ihn in seinen Bann. Als er die rätselhafte Naoko kennenlernt, scheint es die große Liebe zu sein. Aber auch Naoko hat ihre Geschichte, und mit ihrer Beziehung gehen die beiden eine unheilvolle Verbindung ein: Alex wird in einen Strudel von Ereignissen hineingezogen, der völlig außer Kontrolle gerät – und ihn schließlich ganz zu vernichten droht.
Autor: James Buckler
Seiten: 330
Verlag: Goldmann
Erschienen: 23.07.2018
Kostenpunkt: 16€
Hier zu kaufen: Endstation Tokio
Genre: Roman