Nach mir die Flut von Sarah Perry [Buchrezension]

“Wissen Sie, zurzeit bin ich nicht ich selbst. Ich bin zur Hälfte da, wenn überhaupt. Hester sagt, immerhin sei es die bessere Hälfte, aber ich weiß nicht, ob mir das reicht…” S. 163

Inhaltsangabe

An einem heißen Sommertag beschließt John Cole sein Leben hinter sich zu lassen.
Er sperrt seinen Buchladen zu, den nie jemand besuchte, und verlässt London. Nach einer Autopanne sucht er Hilfe, verirrt sich und gelangt zu einem herrschaftlichen, aber heruntergekommenen Anwesen.
Dessen Bewohner empfangen ihn mit offenen Armen – aber hinter der seltsamen Wohngemeinschaft steckt ein Geheimnis. Sie alle kennen seinen Namen, haben ein Zimmer für ihn vorbereitet und beteuern, schon die ganze Zeit auf ihn gewartet zu haben.

Wer sind diese Menschen?
Und was haben sie mit John vor?

Eigene Meinung

Ich hatte mir dieses Buch glaube ich im September geholt. Oder war es schon Oktober? Genau bekomme ich das nicht mehr zusammen, aber es hat mich sofort angesprochen. Das letzte Halbe Jahr war wirklich eine Bewährungsprobe für mich, und deswegen (oder gerade deswegen) hat mich dieses Buch wahrscheinlich in seinen Bann gezogen. Was genau mich erwartet oder was mich Schlussendlich erwartet hat, war trotzdem etwas anderes.

Autorin Sarah Perry lässt mich in die Geschichte eintauchen und das nicht nur bei unseren Protagonisten John. Es ist ein detaillierter, und teils auch philosophischer Schreibstil, der mich sofort abgeholt hat. Die Satzlänge zu Beginn hat mich etwas irritiert, weil sie sehr lang sind. Aber diese Hürde habe ich relativ schnell hinter mir lassen können. Die verschiedenen Sichten aus dem mir die Geschichte präsentiert wurde, fand ich sehr angenehm. Während ich teilweise aus der Ich-Perspektive von John lese, kann es das nächste Kapitel schon sein das ich aus der Erzählersicht lese. Auch lässt mich die Autorin hin und wieder durch die Sichten der anderen Charaktere ihre Geschichte erleben.

Es ist für mich gar nicht so einfach zu definieren, worum es in der Geschichte eigentlich geht. Fern ab von John, der mir trotz der Menschen die er trifft, so einsam vorkommt. Vielleicht ist es aber genau der Zusammenschluss der verschiedenen Charaktere, die dieses Buch erzählt. Vielleicht ist es einfach John der versucht sich selbst zu finden. Oder aber Sarah Perry hat mir einfach eine Geschichte erzählt, die es mir selber offen lässt, wie ich mit ihr verfahre. Und genau das könnte es auch sein, was mir so enorm gut gefallen hat.

Die Charaktere sind Einzigartig, teils uninteressant und trotzdem einmalig in der Beschreibung. Während John für mich immer ein wenig unter ging, waren dort trotzdem noch zum Beispiel Alex mit seiner Schwester Clare. Ich habe sie beide sehr schnell mögen gelernt. Allerdings war kein Lieblings-Charakter dabei. Niemand der so besonders für mich war, als das ich ihn wahrscheinlich länger in Erinnerung behalten würde. Aber es war immer irgendwie das Zwischenmenschliche bei ihnen alle, was mich an diese kleine Gruppe gebunden hat. Ich habe gemerkt wie ich irgendwie ein Teil dieser Gemeinschaft wurde.

Mein abschließendes Fazit

Ich bin froh das ich blind zu dem Buch von Sarah Perry gegriffen habe. Es hat mich gut unterhalten und mich schön in das neue Jahr gebracht. Auch wenn ich die Geschichte dahinter vielleicht nicht als Komplett bezeichnen würde. Mir fehlt einfach der Abschluss, ein Sinn wenn man es so möchte. Aber das könnte auch tatsächlich das Motiv hinter “Nach mir die Flut” sein. Ich habe gemerkt das ich lange darüber nachdenke, viele interessante Stellen auch mit meinem Vater beispielsweise geteilt habe. Auch beim schreiben dieser Rezension, philosophiere ich noch ein wenig über dieses Buch in meinem Kopf.

Es ist eine tolle, kurze Reise auf der wir John begleiten dürfen. Und unter euch gibt es viele, die diesem Buch vielleicht noch mehr entnehmen können als ich es kann, aber auch ich bin schon so wie ich es verstehe, sehr zufrieden damit gewesen.

“Ich werde mich weiterhin bemühen, alles aufzuschreiben, obwohl ich im Dunkeln tappe und eine Figur bin, die dem Willen eines anderen ausgeliefert ist.” S.223

Von mir bekommt "Nach mir die Flut" von Sarah Perry 

4/5 Sternen!