Der Beobachter von Charlotte Link [Buddy-Read Rezension]

“Er konnte nicht stehenbleiben das gelang ihm nicht mehr. Er konnte nicht stehenbleiben und Luft holen und der Thomas von früher sein. Das Leben hatte einen Getriebenen aus ihm gemacht. Er schaffte es nicht, sein eigenes Tempo zu verringern.” S. 156

Inhaltsangabe

Er träumt sich an ihre Seite, in ihren Alltag. Identifiziert sich mit ihnen und will alles von ihnen wissen. Als Beobachter. Auf der Flucht vor seinem eigenen Dasein, das aus Misserfolgen besteht.
Nur aus der Ferne liebt er die schöne Gillian Ward. Die beruflich erfolgreiche Frau, glücklich verheiratet, Mutter einer reizenden Tochter, wird von ihm über die Maßen idealisiert. Bis er zu seinem Entsetzen erkennt, dass er auf eine Fassade hereingefallen ist. Denn nichts ist so, wie es scheint …
Gleichzeitig schreckt eine Mordserie die Menschen in London auf. Die Opfer: alleinstehende Frauen. Auf eine rachsüchtige, sadistische Weise umgebracht. Die Polizei sucht einen Psychopathen. Einen Mann, der Frauen hasst …

Eigene Meinung

Auf ein neues Buddy Read mit meiner Freundin, fiebere ich immer enorm entgegen. Ich finde es sehr angenehm, das wir ganz gemütlich durch die Bücher wandern und dann selber zu Ermittlern werden. Genauso, oder so ähnlich war es auch in dem Buch von Charlotte Link – Der Beobachter.

Genau konnte ich mich noch ein Buch das lange Jahre zurück liegt erinnern, das ich von Charlotte Link gelesen habe. Die Autorin weiß auf jeden Fall Adjektive zu benutzen und sie kann die Szenen gut, detailliert und teils auch interessant ausschmücken. Leider fallen mit die doch immer wieder kehrende Wiederholungen ziemlich negativ auf, die mir ab und an das Gefühl gaben, gar nicht voran zu kommen. Es hatte etwas zähes. Charlotte Link hat es mit Leichtigkeit geschafft Spannung aufzubauen, aber durch den gewöhnungsbedürftigen Schreibstil, und den teils so langen Satzbau, wurde die Spannung für mich kaputt gemacht.

Charlotte Link hat bestimmt einen roten Faden, der mir als Leser teilweise abhanden kam. In der Geschichte wandere ich durch vielen Ereignisse die schon alle etwas miteinander zu tun haben, aber für mich erst so spät greifbar waren, das ich dafür viel länger brauchte. Viele Details die hier von der Autorin entwickelt wurden, gingen in der kompletten Geschichte für mich unter. Teilweise fühlte ich mich ein wenig erschlagen von den Namen, von den Tätigkeitsfeldern oder auch Beziehungen zueinander. Ich müsste lügen, wenn ich behaupte, das ich wusste wie dieses Buch ausgeht. Das ist etwas positives. Allerdings hatte ich das Gefühl das die Geschichte über das Ziel hinausschoss. Während für mich das Ende dann irgendwann eben da war, gab es aber noch viele Kapitel die im Grunde für mich den Eindruck erweckten, es wäre krampfhaft gezogen wurden.

Die Charaktere überzeugen dann aber mit Individualität und dunklen Facetten. Es hat Spaß gemacht mehr über die Charaktere herauszufinden und sie nach und nach, alle mal ins Fadenkreuz zu nehmen. Tatsächlich hätte ich sogar gerne mehr darüber erfahren wie es mit den Charakteren weiter geht, die nicht im Zentrum standen, als die tatsächlichen Protagonisten.

Mein abschließendes Fazit

Der Leser wird von Charlotte Link hier an die Leine genommen, um ihn dort dann auch eine Weile zappeln zu lassen. Die Geschichte in Der Beobachter ist alles andere als vorhersehbar. Leider hatte es für mich zu viele gestreckte Szenen, Wiederholungen und Details, die es meiner Meinung nach gar nicht gebraucht hätte. Es ist eine wirklich gute Idee die hinter der Geschichte steckt, die mit den Charakteren auch echt gut gewählt war. Ich habe mich glaube ich, zu sehr an den Plot twist festgekrallt und diese Befriedigung blieb bei mir aus. Nicht das ich wusste was geschehen würde, aber es war für mich schlichtweg nicht Krass genug. Es war für mich weniger eine Überraschung als ich zu Anfang gedacht hatte. Mir fällt es schwer das zu Beschreiben, weil ich dieses Buch wirklich, wirklich interessant fand, aber leider nicht befriedigend.

Wie gesagt finde ich das Setting sowie Charaktere sehr gelungen. Und ich denke wenn nicht so viele Wiederholungen statt gefunden hätten und der Satzbau mich nicht so oft rausgehauen hätte, wäre es vielleicht sogar noch ein ticken besser für mich geworden. Leider konnte aber auch der Twist mich nicht begeistern und so sitze ich dort. Ich finde es in Ordnung. Das Buch hat unterhalten, vor allem aber muss ich sagen, konnte ich mich gut über dieses Buch mit meiner Freundin unterhalten und wir haben viel rum überlegt, wie, wo, was passiert und wer dahinter steckt.

“Ich darf den Hass nicht zu groß werden lassen. Hass vernichten. Auch den, der ihn empfindet.” S. 213

Von mir bekommt "Der Beobachter" von Charlotte Link 

3/5 Sternen!