Der Club der toten Dichter von N.H. Kleinbaum [Buchrezension]
“Wenn Sie sich Ihrer Sache ganz sicher sind, dann zwingen Sie sich, sie von einem anderen Standpunkt aus zu betrachten, selbst wenn Sie ihn für falsch oder dumm halten! Wenn Sie etwas lesen, bedenken Sie nicht nur die Meinung des Autors, sondern lassen Sie sich Zeit, auch über Ihre eigene Meinung nachzudenken!” S. 61/62
Inhaltsangabe
Todd Anderson und seine Freunde vom Welton Internat können kaum glauben, daß sich ihr Schulalltag völlig verändert hat, seit ihr neuer Englischlehrer John Keating sie aufgefordert hat, aus ihrem Leben etwas Besonderes zu machen.
Von Keating ermutigt, lassen sie den vor Jahren gegründeten Club der toten Dichter wiederaufleben – einen Geheimbund, in dem sie frei von Zwängen und Erwartungen ihren Gefühlen freien Lauf lassen können. Als Keating ihnen die Welt der Dichter erschließt, entdecken sie nicht nur die Schönheit der Sprache, sondern auch die Bedeutung des Augenblicks.
Doch schon bald stellt sich heraus, daß die neugewonnene Freiheit tragische Konsequenzen hat …
Eigene Meinung
Bei einem Buch von nicht mehr als 160 Seiten, ist der Lesespaß meist sehr schnell vorbei. Ich hätte noch mindestens 400 Seiten mehr lesen können vom Club der toten Dichter, weil ich wirklich sagen kann – nein- sagen muss das mich dieses Buch wirklich getroffen hat…
Viele kennen wohl den gleichnamigen Film mit der wunderbaren Besetzung von Robin Williams. Der Autor hat hier Mr. Keating genauso getroffen, wie ich Robin Williams in der Rolle sehe. N.H. Kleinbaum schafft es umstandslos die Zeit einzufangen. Gefangen zwischen Disziplin und dem Mut selbständig zu denken, und für sich selber einzustehen und auch über den Tellerrand hinaus zu blicken, verleiht diesem Buch mehr als nur eine wichtige Message. Der Schreibstil ist dabei klar, poetisch und emotional. Witz, Charme, tolle Charaktere und eine Geschichte die verletzt, gibt es on top. Ich lese hier aus der dritten Sicht von jeweils anderen Charakteren. Die Sprünge zwischen diesen, waren allerdings verständlich und ich hatte nicht das Gefühl mich erst wieder einlesen zu müssen.
John Keating der neue Englischlehrer trägt dazu bei, das die Jungen vom Welton Internat über sich selbst hinauswachsen. Während der Geschichte erlebe ich die verschiedensten Charakterentwicklungen der Jungengruppe die den Club der toten Dichter wieder aufleben lassen. Keating selbst hatte diesen Club damals gegründet, als er selbst noch Schüler auf dem Welton Internat war. Die Kapitel sind schnell, aber nicht übereilt. Die Geschichte behandelt so viele Thematiken wie Liebe, Mut, Freundschaft, Loyalität, Poesie und allgemein die Kraft der Worte. Während es in diesem Internat um Disziplin und Fleiß geht, geht es (durch Mr. Keating) auch um das freie Denken, die Schönheit von Worten, und Konsequenzen.
Die Charaktere, egal ob es um die Jungen, die Lehrer, die Nebencharaktere oder auch Eltern geht, werden so greifbar. Trotz der Kürze des Buches, bekomme ich einen Einblick auf die verschiedenen Charakterstärken, oder auch Charakterschwächen. Ich hätte so, so gern mehr Hintergrund von den einzelnen Charakteren erfahren. Wie geht es weiter? Wie kam es zur Aufnahme auf das Walton Internat? Fragen die leider nicht geklärt werden, aber die ich so gerne beantwortet gehabt hätte.
Mein abschließendes Fazit
Trotz einer Länge von nur 160 Seiten, hat mir dieses Buch so viel gegeben. Der Balance Akt zwischen Disziplin und Freiheit, die Art für sich selbst einzustehen, die Konsequenzen die Schlussendlich getragen werden müssen und das meist von den falschen. Worte können zu einer Waffe werden. Taten können dieser Waffe zum Schuss verhelfen. Ich habe in dem Buch viel gelacht, wurde sehr oft zum Nachdenken angeregt, und ich habe geweint. Und das ebenfalls sehr viel. Ich bin der Meinung das wir in der Welt, mehr von den Mr. Keatings brauchen. Mehr Clubs der toten Dichter. Ich kann dieses Buch jeden ans Herz legen, der für ein paar Stunden die komplette emotionale Achterbahn fahren möchte, und der vielleicht wirklich auch etwas tiefgehendes sucht. Der Club der toten Dichter ist schon jetzt, eines meiner Jahreshighlights geworden.
“Sie werden mich in Zukunft mit Mr. Keating anreden, oder wenn Sie mutiger sind, mit O Käpten, mein Käpten!” S. 27
Autor: N.H. Kleinbaum
Seiten: 160
Verlag: Lübbe
Erschienen: 26.06.1990
Kostenpunkt: 11€
Hier zu kaufen: Der Club der toten Dichter
Genre: Belletristik