Sieben Minuten nach Mitternacht [Buchrezension]
1,2,3 – Das Monster kommt vorbei
Der 13- Jährige Conor O’Malley hat es in “Sieben Minuten nach Mitternacht” nicht einfach. Seine – an Krebs erkrankte Mutter- kann für ihren Sohn nicht die Mutter sein, die sie ihm gerne sein wollen würde. Conor versteht es und versucht ihr die meisten Tätigkeiten abzunehmen. Seinen Vater hat Conor bestimmt seit Monaten nicht mehr gesehen, nachdem dieser nach Amerika gezogen ist um dort zu arbeiten und für seine neue Familie zu Sorgen.
Und als ob die Krankheit seiner Mutter nicht schon schlimm genug wäre, hat er diesen Albtraum über den er mit niemanden reden kann und will, auch nicht mit dem Wesen das ihn Täglich sieben Minuten nach Mitternacht aufsucht…
Conors Nächte sind in letzter Zeit viel zu kurz. Entweder er wird von seinem Albtraum heimgesucht, oder das Monster beziehungsweise die alter Eibe die sich als Baumwesen entpuppt, kommt zu ihm und unterhält sich mit ihm. Es geht um einen Deal. Das Wesen erzählt Conor 3 Geschichten.
Im Gegenzug soll Connor, dem Wesen seine Geschichte erzählen. Die Wahrheit. Immer noch fest davon überzeugt das Connor wohl träumt, geht er diesen Deal ein.
In der Schule sieht Conors Leben ähnlich anstrengend aus. Immer wieder ist er den mitleidigen Blicken seiner Mitschüler oder Lehrer ausgesetzt, die natürlich von der Krebserkrankung seiner Mutter wissen. Vor allem Harry und seine Jungs Sully und Anton machen Conor das Leben zur Hölle.
Doch Harry war erst seit Conors Albträumen auf ihn aufmerksam geworden. Connor kann sich das nicht erklären. Was hatte sich seit dem geändert?
“Ein Zeichen, durch das Harry von ihm angezogen wurde wie Eisen von einem Magneten. Am ersten Tag des neuen Schuljahres hatte Harry Connor ein Bein gestellt, als er das Schulgelände betrat, sodass er aufs Pflaster geknallt war. Und so hatte es angefangen. Und so war es weiter gegangen.” S. 29
Conor wusste leider nur zu gut wem er es zu verdanken hat, das die ganze Schule einschließlich der Lehrer bescheid wussten über seine Mutter. Von seine ehemaligen Freundin und Nachbarin Lily. Sie hatte es allen erzählt und damit ist Conor in den Schatten gerückt. Denn alle sahen ihn ab diesen Tag nur noch als den “Jungen mit der schwer Kranken Mutter”.
Er trägt eine menge Wut in sich. Warum musste die Krankheit seine Mutter treffen und warum hatte Lily es allen erzählt? Was will das Monster von ihm das ihn 7 Minuten nach Mitternacht aufsucht? Und was meint er damit wenn er sagt, dass er da ist weil Conor ihn gerufen hat?
Eine Geschichte hatte sich Conor schon von dem Monster angehört. Am nächsten Tag sagt seine Mutter ihm, das seine Oma zu Besuch kommen wird. Connor kann seine Oma nicht leiden. Sie ist so rein gar nicht die typische Oma wie er sie von beispielsweise Lily kennt.
Seine Oma hatte keine grauen Haare weil sie peinlich genau darauf achtet, alles nachzufärben. Außerdem arbeitet seine Oma auch noch als Immobilienmaklerin. Auch das tat keine Oma die Conor kannte. Schlichtweg kommt er sehr schlecht mit seiner Großmutter aus.
Es dauert nicht lange bis es seiner Mutter noch schlechter geht. Seine Großmutter hat Conor mitleer weile mit zu sich genommen. Aus der Beschreibung des Hauses und der dortigen Möbel seiner Oma habe ich förmlich gelesen und gefühlt wie kalt und steril alles wirkt. Die Couchgarnituren sind mit Schutzbezügen eingehüllt und auch Internet ist nur in dem Büro seiner Oma möglich das er natürlich nicht betreten darf.
Seine Großmutter teilt Conor mit das auch sein Vater bald kommen wird. Überrascht und natürlich auch skeptisch tritt er seinen Vater nach langer Zeit wieder gegenüber. Hier konnte ich die Distanz die ich zwischen den beiden Charakteren – Vater und Sohn – spürte, fast greifen.
Während Conors Mutter immer wieder versucht ihn zu ermutigen, ist sein Vater dort ein wenig ehrlicher. Durchaus kann es sein das seine Mutter nicht mehr Gesund wird und Conor dann bei seiner Großmutter leben muss. Genau das möchte Conor aber nicht hören. Gegen wertig gibt es für den Jungen wohl keine schlimmere Strafe.
Durchaus nachvollziehbar. Gerade in dieser schweren Situation mit dem ein 13-Jähriger zurechtkommen muss, hätte ich mir gewünscht das der Vater hier einen Schritt auf seinen Sohn zu geht und ihm vorschlägt dann wenigstens bei ihm zu wohnen. Stattdessen argumentiert der Vater mit der kleinen Wohnung und das dort er und seine jetzige Familie Platz hätte und das er aber gerne Weihnachten in Amerika bei ihm und seiner neuen Familie verbringen kann.
Das zu lesen tat mir unheimlich weh, weil ich mir gar nicht vorstellen wollte wie sich so ein Junger Mensch fühlen muss, wenn er einfach nicht bei seinem Vater willkommen ist.
Wieder bei seiner Großmutter ist Conors Wut enorm. Er springt auf die Couchgarnitur hin und her und schließlich fällt auch die teure Uhr in sein Blickfeld. Alle fünfzehn Minuten gibt sich unschöne Töne von sich. Das würde Conor ändern wenn er die Zeit einfach etwas vorschiebt. Erst als er die Zeige der Uhr in der Hand hält wird ihm bewusst das er Omas kostbare Uhr kaputt gemacht hat.
Da ist auch schon das Monster hinter ihm. Es wurde Zeit für die zweite Geschichte. Doch auch diese Geschichte endete anders als Conor es sich erhofft hatte. Doch das Monster hat eine Idee und schenkt Conor damit ein Ventil.
“Dabei schrie er die ganze Zeit so laut, dass er seine eigenen Gedanken nicht mehr hören konnte, stumpfsinnig schlug er immer weiter um sich, ging vollkommen in seiner Zerstörungswut auf. Das Monster hatte recht. Es war sehr befriedigend.” S. 121
Zusammen hatten das Monster und Connor das komplette Wohnzimmer seiner Großmutter zerstört. Alles. Ich kann mir nur zu gut vorstellen, wie frei sich Conor in diesem Augenblick gefühlt haben muss. Endlich konnte er wohin mit seiner Wut. Auch wenn es die komplette Inneneinrichtung der Großmutter getroffen hat.
“So sieht richtige Zerstörung aus, sagte das Monster. Und plötzlich waren sie wieder im Wohnzimmer von Conors Großmutter. Und Conor sah, dass sie praktisch jeden Quadratzentimeter davon zerstört hatten.” S. 124
Auch wenn Conor sich innerlich nun schon auf das Internat vorbereitete, auf das er wohl dann von seiner Großmutter geschickt wird, traf ein ganz anderer Fall ein. Seine Großmutter schrie nur einmal laut aus und… das wars. Conor bekam keine Standpauke, kam nicht aufs Internat – nichts. Nur seine Großmutter sprach nicht mehr mit ihm.
Conor wusste nun das er nur noch eine Geschichte davon entfernt war, seine eigene wahre Geschichte dem Wesen zu erzählen. Dabei gab es doch gerade viel wichtigere Dinge? Wie zum Beispiel die immer weiter schwindende Kraft seiner Mutter? Doch Conor weiß nicht wie tief der Abgrund ist, den er noch überqueren muss…
Schreibstil
Der Schreibstil ist angenehm und einfach. Ich bin tiefer gefallen als ich dachte in dieses Buch auch wenn es nur recht kurz ist. Es ist ein sehr fantastisches Buch das durch seine philosophischen Ansätze mich zum Nachdenken angeregt hat.
Es brauchte nicht viele Szenarische Details um mich sofort an Conors Seite befinden zu können. Unser Hauptprotagonist Conor und das Baumwesen ziehen einen unweigerlich in ihre Welt.
Empfehlung
Zugegeben: Ich habe bei dem Buch wirklich geheult. Nein, nicht ein paar Tränen sondern richtig geheult. Das Ende war hart und nur schwer zur verdauen. Ich mag Conor als Charakter und finde seinen Mut überwältigend.
Wenn du wie ich nah am Wasser gebaut bist, musst du selbst wissen ob es dir Wert ist, ein paar Tränen zu vergießen aber dafür eine rundum stimmige und atmosphärische Geschichte zu erleben. Die Themen Angst, Wut und Verlust werden hier tiefgründig und sogar ein Stück weit philosophisch zur Sprache gebracht.
Mein Fazit zu 7 Minuten nach Mitternacht
Traurig und zwar verdammt Traurig habe ich dieses Buch tief in mein Herz geschlossen. Mit ihm das Baumwesen und Conor. Ich habe Conors Welt gesehen was mir auch anhand der Illustrationen möglich war.
Und auch seine Gefühlswelt wurde hier offenbart. Schnell hat man die Phasen der Trauer erkannt und natürlich stieg das Mitleid beziehungsweise das Mitgefühl auf ein Maximum.
Für seine 13 Jahre ist Conor verdammt selbstständig und mutig, weiß sich in manchen Situationen gut zu behaupten. Eigentlich wäre bei dem Ende wieder ein Kritikpunkt von mir das es eben endet, wie es endet. Dadurch das dieses Ende aber so anders und so verdammt emotional war, könnte ich nicht sagen wie ich es mir “anders” gewünscht hätte.
Autor: Patrick Ness & Siobhan Dowd
Seiten: 216
Verlag: Goldmann
Erschienen: 29.08.2011
Kostenpunkt: 9,99€
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Genre: Jugendbuch / Roman
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